DANKBARKEIT – EIN VERBORGENE SCHATZ

8. Dezember 2019

António Justo
Weihnachten ist die Zeit in der viele Menschen sich besonders dankbar fühlen. Dankbarkeit ist ein Grundpfeiler aller großen Religionen. Die moderne Forschung stellte fest, dass innere Dankbarkeit die Kraft hat das Leben zu verändern (wie es auch in den Religionen vermittelt wird), durch Veränderung von Gedanken und Einstellungen; die Kraft der Dankbarkeit kann als effektives Heilmittel für negative Gefühle und Gedanken eingesetzt werden. Es ist ein gutes Mittel gegen die Unzufriedenheit, immer mehr zu wünschen oder immer mehr sein zu wollen. Dankbarkeit ist ein Gefühl der grundlegenden Anerkennung, ein Kredit für das, was wir bekommen haben, und die Bestätigung, dass wir voneinander abhängig sind. Es gibt aber auch Zeiten wo Dankbarkeitsideen nicht ins Gefühl eindringen (1)!

Vorige Woche, als ich mir Gedanken über Dankbarkeit für heute Abend machte und ein Buch von Robert A. Emmons las, erinnerte ich mich an das, was ich im Kloster erfahren habe.

Als ich im Kloster von Arouca (1960) eintrat, beeindruckten mich besonders zwei Dinge: das Ritual der fünfminutigen „Gute Nacht“-Ansprache als Dankeschön für den endenden Tag und der Brauch „Tag des Guten Todes“ am Ende jedes Monats wo, der gute Tod eingeübt wurde, als Dankeschön für das jetzige Leben das intensiver und präsenter sein sollte aus der Perspektive des Todes.

Bei der „Gute Nacht“ bat uns der Leiter, in der Tradition der Salesianer, positiv erlebtes dieses Tages ins Gedächtnis zu bringen; nach einer kurzen Pause erwähnte er einen fröhlichen Gedanke oder eine Erzählung die folglich endete mit „Gute Nacht“; danach gingen wir entspannt ins Bett und manchmal auch lachend bzw. besinnlich eingewickelt in positiven Gedanken. Fakt ist, dass die Kraft der Dankbarkeit uns zu einem neuen Blick auf Menschen und Dinge führt, sie ermöglicht auch die Erweiterung des eigenen Horizonts.

Der Dankbarkeitsforscher der positiven Psychologie Prof. Dr. Robert A. Emmons fand heraus, dass das Praktizieren von Dankbarkeit und die Aufzeichnung von Dingen, für die man dankbar ist, die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Freundschaft fördert und dass Dankbarkeit die giftigen Emotionen der Menschen reduziert und mehr Glück erzeugt, auch weil sie im Gehirn die „Glückshormone“ des Wohlbefindens, (Serotonin und Dopamin) erzeugt, die eine Welle des Wohlbefindens und der Freude verursachen und eine entspannende Wirkung haben. Dies schafft auch Ruhe, die zu Kreativität führt und eröffnet Wege zu Antworten (2).

Die depressive Traurigkeit, die Angst, das Gefühl des Opferseins oder Empörung erzeugt in unserem Gehirn die Ausschüttung der Stresshormone (Cortisol und Adrenalin) und bringt uns in einen Zustand des Überlebenskampfes. Auch übertriebener Pessimismus schwächt unser immunologisches System.

Meiner Empfindung nach setzt Dankbarkeit Aufrichtigkeit und Demut als Leitfaden voraus, um effektiver zu werden und somit dann auch einwandfrei der Resonanz der Liebe aktivieren zu können.
Wir sind Sender und Empfänger, wie mit Antennen ausgestattet, die elektromagnetische Signale mit einer bestimmten Vibration und Frequenz aussenden und empfangen.
Es ist bedeutungsvoll und nötig, unser (spirituelles) Bewusstsein so zu trainieren, dass unser geerbtes Gedächtnis, dass unbewusst in uns wirkt, neu geschrieben wird damit dessen Macht entschärft wird.

Der Anthropologe Darrell S. Champlin spricht von der „angestammten, spirituellen Erinnerung an das Bewusstsein, das außerhalb des Körpers lebt“: Es ist bewiesen, dass selbst drei Generationen von Nachkommen derer, die in den Konzentrationslagern unter den Schrecken des Nationalsozialismus gelitten haben, 78% häufiger an Depressionen leiden als diejenigen, die kein solches Trauma erlitten haben. Wie kann das so viele Generationen überdauert haben?

Darrell S. Champlin beschreibt im Buch „The Dream Portal“ (3), welche positiven, negativen oder traumatischen Ereignisse bereits das Leben des Babys in der Gebärmutter beeinflussen, so wie die spätere Familienumgebung seine Wahrnehmung der Realität bestimmen kann.

Dankbarkeit kann man erleben als eine Mischung von Lebenslust und Liebe die uns zu einer besseren Lebensqualität und Selbstzufriedenheit führt. Man hat dabei ein positives Lebensgefühl, aus dem hervorgeht, den Wunsch alles einzuatmen und alles zu segnen. Dieses Gefühl ist wie die Sonne die alle Schatten erhellt; es hat den Zauber auch negative Gedanken mit positiver Energie und Lebensfreude zu belegen. Auch in der Nacht, wo Traurigkeit, Negativität, Wut und schlechte Gedanken sich ins Bewusstsein einnisten wollen, da wirkt die Dankbarkeit wie ein Mond, der uns den Weg in der Nacht erhellt.

Dankbar leben ist leben in der Empathie mit einer positiven Grundeinstellung zur Welt und zu Menschen; ein Gefühl der Dankbarkeit gegenüber Gott, Natur, uns selbst, den Menschen und Tieren. Konkret bedeutet das im Einklang mit dem Universum zu sein. Dann akzeptieren wir uns, die Realität und die Umstände die um uns herum kreisen; damit werden die negativen Energien, Schuld, die Opferrolle, schlechte Erinnerungen die uns zurückhalten, durch das Gefühl der Vergebung befreit. (Wer gläubig ist hat hier den Vorteil, dass er einen Gott als Freund hat, er fühlt zwar auch die Schattenseiten des Lebens aber ist nie allein).

Ich bin dieser Gruppe der Indischen Gesellschaft sehr dankbar für die Freude, die sie uns bereitet; wenn wir hier sind und in nachhinein, fühlen wir uns leichter und glücklicher.

Der Philosoph Francis Bacon sagte: „Es sind nicht die Glücklichen, die dankbar sind. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind!

António da Cunha Duarte Justo
Theologe
Pegadas do Tempo

(1) Dankbarkeit eine Herzenssache: https://herzenssache365.de/danke/ + Fachinformation: https://www.akademie.hrp-heinze.com/fileadmin/PDF/CON/Publikationen/Vom%20Gl%C3%BCck%20dankbar%20zu%20sein%20-%20Fachinformation.pdf
(2) The Psychology of Gratitude: http://perpus.univpancasila.ac.id/uplib/repository/EBUPT190074.pdf , Handbook of Positive Psychology: http://ldysinger.stjohnsem.edu/@books1/Snyder_Hndbk_Positive_Psych/Snyder_Lopez_Handbook_of_Positive_Psychology.pdf#page=478
(3) http://www.perse.com.br/novoprojetoperse/BSU_Data/Books/N1438430968476/Amostra.pdf


GOTT SCHENKT SICH AUS LIEBE DEN MENSCHEN UND DIE MENSCHEN BESCHENKEN SICH GEGENSEITIG AUS DANKBARKEIT

8. Dezember 2019

António Justo
Das Schenken ist eine uralte Tradition, geprägt von unterschiedlichen Zeiten und von verschiedenen Kulturen. Auch in Indien hat das Schenken eine große Tradition; Kindern werden beschenkt, im Tempel werden Gaben gegeben, und bei den verschiedensten Angelegenheiten bringt man Geschenke mit. Das Schenken und Geben ist auch Teil der christlichen wie auch von der indischen Spiritualität.

Eine Wurzel des weihnachtlichen Schenkens liegt darin, dass Gott die Menschheit so sehr liebt, dass er seinen Sohn schenkt. So es heißt in dem Bibelvers: „Also hat Gott die Welt geliebt.“ Schenken zu Weihnachten vergegenwärtigt das eigentliche Weihnachtsgeschenk: Gott schenkt sich aus Liebe und Gnade ohne Gegenleistung zu erwarten.

Die Symbolik des Schenkens erinnert auch an den Ursprung der Weihnachtsgeschichte bei der die drei Heiligen Könige zur Geburt Jesu‘ Kamen, um ihn zu Ehren; dabei schenkten sie ihm Myrrhe, Gold und Weihrauch, als Ausdruck der Liebe, der Anerkennung und der Freundschaft.

Auch die Römer feierten am Ende des Jahres die sogenannten Saturnalien (Zu Ehre des Gottes Saturn) bei denen die Reichen den Armen Geschenke gaben. Genauso feierte man am 25. Dezember den Geburtstag von Gott Mithra (Dies solis invicti), ein Feiertag, der als Feiertag von Kaiser Aurelian (274) eingeführt würde. Es spricht vieles dafür, dass die Kirchenväter die Feier der Geburt Jesu an diesen Feiern angelegt haben.

Mit der Geburt Jesu hat das Schenken einen neuen Sinn erhalten. Es ist die Erlösung, die sich darin zeigt, dass Gott einer von uns und einer für uns wird. Weihnachtsgeschenke versinnbildlichen dieses Gottesgeschenk. Nach christlichem Glauben nehmen die Menschen schon auf Erden am Reich Gottes teil. Weihnachten ist der Beginn der Zeit der Versöhnung Gottes mit der Welt.

Der Philosoph Josef Pieper hat einmal ausgedrückt: „Liebe ist das Ur-Geschenk. Alles, was uns sonst noch unverdient gegeben werden mag, wird erst durch sie zum Geschenk (1)“.

Geben und Nehmen pflegt die Beziehung und beeinflusst die soziale Bindung. Das Schenken bewegt positive Gefühle bei den Schenkenden und den Beschenkten. Dabei zeigt man seine Liebe und Anerkennung füreinander.

Glückliche Menschen neigen dazu mehr zu geben und in allgemeinen positiv zu denken. Durch unsere Freude verkörpern die Strahlung des Reich Gottes auf Erden.
Eine Studie der Harvard Business School (2) stellte fest, dass „Glückliche Menschen mehr geben als unglückliche Menschen und dass das Geben tatsächlich zu mehr Glück führt und dass diese beiden Beziehungen in einer kreisförmigen Weise funktionieren können“. „Altruismus“ ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Stichwort.

António da Cunha Duarte Justo
Pegadas do Tempo

(1) Das Geburt Jesus: http://www.weihnachten-ist-geburtstag.de/weihnachten-ist-geburtstag/weihnachten/
(2) Studie: http://www.hbs.edu/faculty/Publication%20Files/10-012_0350a55d-585b-419d-89e7-91833a612fb5.pdf