Die große Versuchung der Machtinstitutionen besteht heute darin, die Bürger dazu zu drängen, die innere Stimme (inneres und intuitives Wissen) eines jeden Menschen (Stimme des Gewissens) auszulöschen, um sie nur durch ein kollektives Gewissen zu ersetzen, das auf politischen und sozialen Opportunitätsgründen aufgebaut ist (rein materialistische, utilitaristische und funktionalistische Vision des Menschen im Staatsapparat).
In früheren Zeiten versuchten die Institutionen der Macht, das individuelle Gewissen zu manipulieren; heute befinden wir uns in einer viel ernsteren Phase, die man als Versuch der Zerstörung des Gewissens bezeichnen kann! Die Zerstörung des individuellen Gewissens ist ein wesentlicher Eingriff in die menschliche Persönlichkeit und in die Gesellschaft; der Staat und seine Vertreter werden zu souveränen Herren über alles Menschliche und über die individuelle Menschenwürde…
Die verschiedenen Machtorgane haben in Zusammenarbeit mit globalen Betreibern mit modernen globalen Technologien unermessliche Möglichkeiten, die Menschen unter ständigem Einfluss und Kontrolle zu halten. Andererseits werden Menschen ständig mit neuen Fakten konfrontiert, ohne diese einordnen zu können bzw. ohne, dass sie in der Lage sind, das konsumierte Produkt zu verdauen. Ohne das Moment der Reflexion und Analyse verschwinden das individuelle Gewissen und damit die individuelle und soziale Verantwortung. So wird die organische Struktur Person-Natur-Gesellschaft-Institution dekonstruiert! Ohne diese lebenswichtige Wechselbeziehung bricht jeder Kultur zusammen. Das Problem einer normalen Beziehung zwischen Individuum und Institution bleibt damit ungelöst…
Das Bewusstsein ist also der Ort (das Zentrum des Selbst), an dem der Sinn und die Bedeutung unseres individuellen und sozialen Lebens zu finden sind. Das Bewusstsein drückt sich individuell und kollektiv in verschiedenen Phasen und Zeiten in einem ständigen Bedürfnis aus, sich zu definieren und auszudrücken…
Für den Neurowissenschaftler António R. Damásio ist „Bewusstsein ein Geisteszustand, in dem sich eine Person ihrer eigenen Existenz und der Existenz einer Umgebung bewusst ist. „Nach dieser Definition ist das Bewusstsein nicht verzerrt.
Das Bewusstsein reicht vom Stadium der Scham, Schuld, Angst usw. bis zum Stadium der Liebe, des Friedens und der mystischen Erfahrung….
Philosophen, die dazu neigen, die Materie als das Maß aller Dinge zu betrachten, betrachten die Natur weiterhin aus der Perspektive der alten Physik (mechanistisch-materialistisch) und finden es nicht logisch, dass sich das Denken (die Seele) grundlegend von der Materie unterscheidet.
Mystische und religiöse Erfahrungen (das Bewusstsein der Völker) weisen auf das Geistige als Grundlage der Materie hin und betrachten den Menschen so als ein geistiges Wesen, in dem der Geist das Herz der Materie ist.
Die neue Physik – die Quantenphysik – kann ein guter Weg sein, um die verschiedenen Wissenschaften miteinander zu versöhnen, die nicht in einem sinnlosen Krieg, sondern komplementär zueinander agieren sollten. Meines Erachtens entwickelt sie sich im Rahmen der trinitarischen Formel, in der das Eine und das Dreifache gleichzeitig zum Ausdruck kommen; diese ist eine Vision, auf die bereits Teilhard de Chardin hinwies, als er den „Omega-Punkt“ als Endpunkt und Ziel in der theologischen oder philosophischen Betrachtung der Evolution bezeichnete, wie es auch Frank Tipler zum Ausdruck brachte. Dieser Endpunkt erhält den Namen Omega in Anlehnung an die Bibelstelle „Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende…“.
Unabhängig von Glauben oder Unglauben ist es besorgniserregend zu beobachten, welchen Weg die politischen Eliten einschlagen, denen es weder um die Suche nach der Wahrheit noch um das ganzheitliche Wohl aller Menschen geht, sondern vielmehr darum, sie im Sinne der Interessen einiger weniger oder partieller Machtideologien zu steuern.
Wenn das persönliche Gewissen zerstört wird, gibt es keine Menschenwürde mehr, sondern nur noch eine Stammeswürde, und damit droht die Demokratie selbst in ihren Grundfesten erschüttert zu werden! Es ist notwendig, Materie und Geist, Säkularität und Religiosität miteinander zu versöhnen.
António da Cunha Duarte Justo
Volltext in Pegadas do Tempo, https://antonio-justo.eu/?p=8088